
Lippischer Orgelsommer begeistert
Zum Ausklang kamen noch einmal 250 Gäste
Pfarrerin Cornelia Wentz führte über den Friedhof, während Kantor Rainer Begemann über die Geschichte der Kirche informierte. Parallel luden die Lippischen Landfrauen zum Kaffeetrinken ein. Vor 20 Jahren fand der erste Lippische Orgelsommer statt - seine Beliebtheit ist ungebrochen. „Die sieben Stationen haben rund 1500 Personen besucht“, freute sich Friedrich Brakemeier, Beauftragter für den Orgelsommer, der vom Lippischen Heimatbund und der Lippischen Landeskirche veranstaltet wird.
Die Kirche Bergkirchen, die 1850 infolge einer Erweckungsbewegung erbaut wurde, feiert ihr 175-jähriges Jubiläum. Die bunte Bemalung erfolgte erst 1930. Ihr ältestes Inventar ist die Orgel. Es handelt sich im Kern um das 1805 erbaute Instrument von Markus Oestreich, das 1896 in der lutherischen Kirche in Detmold abgebaut wurde und in Bergkirchen eine neue Heimat fand. Später wurde sie von der Werkstatt Steinmann (Vlotho) umgebaut. Die Orgelbauwerkstatt Schuke (Berlin) ergänzte 2007 sieben Register für den Bass. Heute entspricht sie mit 24 Registern auf zwei Manualen und Pedal dem romantischen Klangideal.
Leon Frederic Kleemeier (24), der jüngste Organist des diesjährigen Orgelsommers und Student der Kirchenmusik in Herford, stellte ein Programm vor, das die Vielfalt der europäischen Orgellandschaften eindrucksvoll bündelte.
Den Auftakt bildete Marcel Duprés „Paraphrase sur une mélodie de Beethoven“. Über einem Orgelpunkt entfaltete sich die Melodie „Die Himmel rühmen des ewigen Ehre“, die Beethoven 1803 komponierte. Mit immer mehr Registern wuchs die Dynamik bis zur orchestralen Klangfülle. Mit Michelangelo Rossis „Toccata Terza“ e-Moll tauchte das Publikum in die experimentierfreudige Klangwelt des italienischen Frühbarocks ein. Das Adagio und Vivace aus Bachs Triosonate Nr. 4 e-Moll (BWV 528) markierte den barocken Höhepunkt des Programms. In vollendeter Virtuosität führte Kleemeier die drei gleichwertigen Stimmen wie in einem musikalischen Gespräch.
Ein Sprung ins 20. Jahrhundert brachte neue Farben: Jean Langlais’ „Pièce de Concert“ pulsierte voller Dramatik und erhielt Sonderapplaus. Das „Chant de Paix“ schuf in stiller Meditation dazu einen Kontrast in spiritueller Größe. Mit John Irelands „Miniature Suite“ erklangen drei kleine Charakterstücke, die zwischen lyrischem Schmelz und neobarocker Strenge changierten. Den festlichen Schlusspunkt setzte William Waltons „Introduction and March“.
Mit Witz, rhythmischem Schwung und fast tänzerischer Vitalität ließ Kleemeier die Orgel tanzen. Das Gemeindelied „Geh aus, mein Herz“ wurde von allen Gästen gemeinsam angestimmt, die viel Applaus spendeten.