
Dem Hexenwahn zum Opfer gefallen
Gedenkfeier in der Anna-Maria-Tintelnot-Twete in Detmold
Zusätzlich wurden 50 sogenannte Hexenkinder jahrelang inhaftiert und gefoltert. Anna Maria Tintelnot wurde nach dreimaliger Folter ohne Geständnis 1654 entlassen und konnte fliehen. In der Nähe ihres vermuteten Wohnortes an der Anna-Maria-Tintelnot-Twete erinnert ein Denkmal an die Opfer der Hexenverfolgung mit den Worten „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“
Eva Kauer vom CVJM Pivitsheide umrahmte die Gedenkfeier für die Opfer der Hexenverfolgung am Samstag, 17. Mai, in Detmold musikalisch auf dem Englischen Bariton mit Chorälen von Friedrich Spee von Langenfeld (1591-1635), der ein früher Kritiker der Hexenprozesse war.
Pfarrer i.R. Martin Hankemeier, Vorsitzender des Arbeitskreises Hexenverfolgung im Ortsverein Detmold des Lippischen Heimatbundes, erinnerte daran, dass nicht nur in Lemgo, sondern in ganz Lippe Menschen dem Hexenwahn zum Opfer fielen. Er zitierte die „Blomberger Erklärung“ der lippischen Kirchen vom 13. Mai 2012, in der es heißt: „Die Frauen, Männer und Kinder, die als vermeintliche Hexen und Hexenmeister gedemütigt, entehrt, gefoltert und hingerichtet wurden, sind Opfer eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit und des Missbrauchs des christlichen Glaubens geworden. Voller Scham und Erschrecken denken wir an ihre Leidensgeschichte. Ihnen wollen wir ein ehrendes Gedenken bewahren. Die Menschwürde der Opfer ist unzerstörbar. Wir setzen uns dafür ein, dass Menschen weder diskriminiert, noch verteufelt, noch unschuldig verurteilt werden. Wir unterstützen die weltweiten Bemühungen, die Folter und die Todesstrafe in jedem Land abzuschaffen.“
Hankemeier betonte, dass auch zahlreiche Kinder und Jugendliche der Hexerei angeklagt und über Jahre in Gefangenschaft gequält wurden. Unschuldige Menschen wurden ermordet, weil man sie verdächtigte, mit dem Teufel im Bund zu stehen. Heutzutage werde das Hexenbild unkritisch für Werbezwecke und Kostüme benutzt und die Grausamkeit der Verfolgung dabei ausgeblendet.
Detmolds stellvertretende Bürgermeisterin Christ-Dore Richter, die auch Vorsitzende des Ortsvereins Detmold im Lippischen Heimatbund ist, überbrachte Grüße und Dank von Bürgermeister Frank Hilker. „Menschen, die von der Norm abwichen, wurden schnell der Hexerei beschuldigt, ausgegrenzt und getötet. Als Stadtgesellschaft müssen wir uns auch heute für Minderheiten einsetzen, die diskriminiert werden und Strömungen entschlossen entgegentreten, die Menschen verurteilen, weil sie von einer vermeintlichen Norm abweichen. Missachtung, Diskriminierung Hass und Hetze beginnen mit Gedanken und Worten.“ Dies sei nicht nur im 17. Jahrhundert so gewesen, sondern auch heute so.
19.05.2025