
Durch das grüne Detmold
Pilgertour vom Kupferberg zum Meschesee und zurück
Von Birgit Brokmeier
Detmold. Das Auto ist am Friedhof Kupferberg geparkt, Sonnencreme und Zeckenspray habe ich eben noch großzügig auf den Armen verteilt. Und dann geht es auch schon los.
Treffpunkt ist vor dem Garten der Stille. Immer mehr Leute kommen an. Männer und Frauen, Junge und Ältere, mit Wanderstöcken, mit Rucksack, Sonnenbrille, Käppi: Wir wollen pilgern.
Mir ist ehrlichgesagt etwas blümerant, es ist meine erste Pilgertour. Ich habe mir im Programm der Evangelischen Erwachsenenbildung extra eine leichte Strecke ausgesucht. Es soll vom Kupferberg bis zum Meschesee gehen und wieder zurück. Acht Kilometer ungefähr. Eine mittlere Kondition ist erforderlich, so stand es im Programm. Habe ich die? Ich hoffe ja.
Unsere ehrenamtlichen Pilgerbegleiterinnen sind Susanne Herzog und Christine Bruster. Das Thema der Tour ist „Vom Suchen und Finden“. Wir starten mit einer kurzen Vorstellungsrunde und einem Weg-Segen. Die ersten paar Meter gehen wir auf Asphalt, meine Beine sind noch etwas verkrampft. Aber dann wird es bereits auf dem Friedhof sehr schön. Durch ein Tor, das ein freundlicher Mit-Pilger aufhält, geht es in den Wald und schon sind wir in einer anderen Welt. Hintereinander weg pilgern wir einen Pfad nach unten. Vögel singen, die Sonne lässt die frischen grünen Blätter glänzen. Meine Beine werden immer lockerer. Wir queren den Plantagenweg. Erste neue Erkenntnis: als geschlossene Gruppe dürfen wir beim Queren von anderen Verkehrsteilnehmern nicht unterbrochen werden. Susanne Herzog stellt sich gut sichtbar mit gekreuzten Wanderstöcken auf die Straße.
Wir gehen rüber und tauchen wieder ein in den Wald. Gespräche kommen auf – wir sagen alle Du zueinander.
Susanne Herzog ist schon seit vielen Jahren als Pilgerbegleiterin dabei. Als sie damals in der Zeitung von dem Angebot, sich dafür ausbilden zu lassen, gelesen hatte, fühlte sie sich gleich angesprochen. Auch Christine Bruster ist gerne draußen unterwegs. Ihr ist es wichtig, Glauben außerhalb von Kirchenmauern in und mit der Natur zu leben. „In der Vorbereitung setzen wir uns als Pilgerbegleiterinnen mit spirituellen Inhalten auseinander. Dies bereit uns immer sehr viel Freude.“
Ich frage Mitpilger um mich herum, warum sie mit dabei sind. Einige erzählen, dass das Offene des Angebots sie anspricht. Sie haben eher eine lockere oder keine Bindung an Kirche. Sie schätzen es, dass die spirituellen Impulse zum Thema – Lieder, kurze Texte, Weg-Segen – unterwegs nicht aufdringlich wirken. Man kann sie annehmen oder nicht, kommt an der ein oder anderen Stelle vielleicht zum Nachdenken. Manche haben sich von einer Freundin überzeugen lassen, mitzugehen, manche kennen das Pilgern schon, andere noch gar nicht. Solche Angebote der Gemeinschaft sind wichtig, Kirche als Stimme in der Gesellschaft ist wichtig, findet Jürgen, der aus Lemgo zusammen mit seiner Frau die Strecke mitpilgert.
Zweimal starten wir in eine längere Schweigezeit. Wasser funkelt zwischen Schilfgräsern in der Sonne. Die Werre begleitet uns ein ganzes Stück, der Postteich zeigt sich in seiner ganzen Schönheit. Das Schweigen hilft, die Umwelt mit allen Sinnen intensiv wahrzunehmen.
Am Meschesee legen wir eine längere Pause ein. Auf dem Rückweg werden mir die Beine etwas schwer. Ich bin ziemlich stolz, als wir den Kupferbergfriedhof wieder erreicht haben. Im Garten der Stille endet die Tour mit einem Kreis um das Labyrinth am Eingang und einem Segen. „Ein Tag mit viel Harmonie“, findet ein Teilnehmer. Zum Abschluss gibt’s noch einen Stempel in den Pilgerpass.
Wer jetzt Lust gekriegt hat, einmal mit zu pilgern oder das Ehrenamt Pilgerbegleitung kennenzulernen, erhält Infos auf www.pilgern-in-lippe.de, unter 05231/976-742 oder pilgern@lippische-landeskirche.de .
16.05.2025