
Dankbares Staunen
Kanzeltausch zum 8. Mai: Dietmar Arends predigte in Warschau, Semko Koroza in Detmold
„Es berührt mich sehr, dass wir als Partnerkirchen in Deutschland und Polen so miteinander Gottesdienst feiern. Dass wir gemeinsam Gottesdienst feiern nach dem 8. Mai, an dem vor 80 Jahren der Zweite Weltkrieg in Europa endlich ein Ende fand“, sagte Landessuperintendent Dietmar Arends am Sonntag, 11. Mai, bei seiner Predigt in der Reformierten Kirche in Warschau. „Das ist ein Zeichen der Versöhnung und ich danke Ihnen aus tiefstem Herzen, dass dies so möglich ist. Nachdem, was geschehen ist, ist das alles andere als selbstverständlich.“ Arends erinnerte in seiner Predigt an den Überfall Deutschlands auf Polen, mit dem der Zweite Weltkrieg begann. Er erinnerte an die Konzentrationslager, an die 60 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs, an das Versagen der Kirche. Menschen wie Dietrich Bonhoeffer habe es nur wenige gegeben. „Dass nach all dem, was geschehen ist, die von diesem Krieg so furchtbar betroffenen Völker sich uns Deutschen wieder zugewandt haben, empfinde ich immer noch als ein Wunder. Die Schritte der Verständigung und Versöhnung, die Schritte auf dem Weg des Friedens, die im Laufe der Jahrzehnte möglich wurden, erfüllen mich mit dankbarem Staunen.“
In Detmold predigte Bischof Semko Koroza in der Christuskirche: “ Wir würden einander nicht auf Milliarden Arten verletzen, wenn wir uns wirklich lieben würden – so wie der Gott, der uns liebt, uns nicht verletzen, sondern retten will. Deshalb will ich hier, unter meinen deutschen Freunden, nicht in erster Linie über den Jahrestag des Krieges sprechen, sondern über Liebe und Frieden – und menschlich gesprochen, in der Sprache unseres praktischen Alltags, über den Aufbau von Freundschaften. Freundschaften, in denen wir uns genug umeinander kümmern, um uns nicht zu verletzen oder zu ignorieren, sondern einander zu unterstützen.“
Die Kantorei der Christuskirche trug im Gottesdienst unter anderem die eindrucksvolle Motette „Wie liegt die Stadt so wüst“ von Rudolf Mauersberger vor. Er komponierte sie unter den Eindrücken der Zerstörung Dresdens im Zweiten Weltkrieg nach Texten aus den Klageliedern Jeremias.
15.05.2025